Bleizusatz, oder nicht ?

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kaepten.karacho
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Bleizusatz, oder nicht ?

#1 Beitrag von kaepten.karacho »

Moinsen,

ich habe mal eine Frage, die wohl hier nicht neu ist, aber ich habe leider irgendwie nichts zum Thema gefunden.
Ich würde nur gerne wissen, ob mein Audi 100, 2,0L 4Zyl Bj 78 zum Super Benzin auch
Bleizusatz braucht, oder nicht ?
Danke für Eure Antworten, Jan
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Old Rusty
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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#2 Beitrag von Old Rusty »

Hi,
der Audi braucht genausoviel Bleizusatz wie Dein Güldner: Nämlich gar keinen.
Audi hat schon beim c1 gehärtete Ventilsitzringe verbaut, und so gab es nie eine echte Notwendigkeit für das Zeug. Schließlich wurde der c1 auch in die USA verkauft, und dort war bleifreies Benzin schon sehr früh modern, mindestens ab 1990. Ich kenne jemanden, der mit einem 74er c1 300.000 Meilen mit einem Motor geschafft hat. Ich habe selber beim c1 und auch beim c2 noch nie so ein Zeug verwendet. Das braucht man wohl eher bei Opel oder Ford.

MfG Joerg
:?: Wenn Du es selbst instandgesetzt hast, weisst Du auch, wie lange es halten wird und warum es wieder kaputt gehen könnte :D

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wy422
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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#3 Beitrag von wy422 »

Ja, das ist die Abteilung "Herrenkosmetik" im Baumarkt! :D
Das Zeug ist so oder so unnütz, wie selbst Hersteller zugeben:
Zitat Autobild:
"Trotzdem stellt sich die Frage: Was passiert, wenn es auch keinen Blei-Ersatz mehr gibt? "Gar nichts", glaubt Martin Redzanowski, Techniker bei Castrol und Besitzer mehrerer Alt-Opel. Er gibt freimütig zu, auch das hauseigene Produkt TBE noch nicht benutzt zu haben, und fährt seinen Admiral seit Jahren bleifrei. Redzanowski vertritt wie viele Motorentechniker die These, dass die gusseisernen Zylinderköpfe sich zu Zeiten des Bleibenzins praktisch damit voll gesogen haben und davon noch Jahrzehnte zehren können. Zumindest sei das Ventilspiel bei den von ihm beobachteten Motoren seit Jahren konstant. "

Ich schütt gern "Vergaserreiniger" in den Tank, das ist zwar auch völliger Blödsinn, aber ich benutze ja auch "Anti-Age" Rasierwasser, auch wenn das Leben mir Falten ins Gesicht schlägt :lol:
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Trecker1948
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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#4 Beitrag von Trecker1948 »

Zu dieser Diskussion möchte ich anmerken:

Unser Audi 100 CD 5E, zugelassen am 23. Mai 1980, (WC-Motor), wurde am 21. Mai 1987 mit einem ungeregelten Katalysator nachgerüstet. Seitdem hat das Fahrzeug nur bleifreies Benzin, ohne zusätzliches Additiv, bekommen. Damals bekamen wir auch einen günstigen KFZ- Steuertarif.

Was die Umrüstung betrifft, hatten wir uns schriftlich rückversichert und die Artikelnummer des Nachrüstsatzes von Audi erhalten, ebenso verwies man auf den Ventilpufferring und auf den Export dieses Motortyps in die USA, wo seit Jahren bleifreies Benzin getankt wird.

Ob die zusätzliche Nutzung von Bleiersatz dabei ratsam ist, kann ich nicht beurteilen, anders sehe ich den Gebrauch von E10, wo 2010 in anderen Foren: Ferrari, Fiat, Käfer, Porsche usw. die zusätzliche Beigabe von 1% Zweitaktöl empfohlen wird, was die Säuren im Benzin, Leitungen, Tank und Vergaser neutralisieren soll.


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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#5 Beitrag von 220v »

Soweit ich mich erinnere, hat Max P. mal im ACCD-Forum geschrieben: Er sei im " Audi 60 von 1970 über 500000 Km" Bleifrei gefahren :idea: :up:

Gruß Axel.

Old Rusty
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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#6 Beitrag von Old Rusty »

Na, die Erfahrungen gehen ja alle in die gleiche Richtung. Schön! Jetzt sind aber zwei neue Punkte angesprochen worden:

1. E10-Benzin 95 Oktan
2. Zweitaktöl

Dazu ist zu sagen:

1. Sofern der Motor mit 95 Oktan auskommt (und da gibt es durchaus Abweichler, ibs. beim c1 ZJ, ZX, ZZ und ZP auf keinen Fall zu empfehlen und auch WC, WJ und ähnliche wollen 98 Oktan) spricht nichts gegen E10. Die Spritlschläuche sollten aber dazu mal in den letzten 20 Jahren ausgetauscht worden sein. Mein Mähtraktor, Motorsäge, Stromgenerator, VW Bus (NF) usw. laufen alle mit E10, seit Jahren.

2. Zweitaktöl. Dieses ist mal empfohlen worden für Motoren mit K-Jetronic. Um den Steuerkolben geschmeidig zu halten. Da ist wohl was dran, denn seit ich da vor dem Winter eine Tasse voll in den Tank mache, gibt es keine Probleme mehr im Frühjahr. Ich nehme dazu Castrol Zweitaktöl, relativ teuer, aber ich habe das Zeug sowieso da für die Motorräder.

MfG Joerg
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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#7 Beitrag von Philip »

Old Rusty hat geschrieben:Das braucht man wohl eher bei Opel oder Ford.
Bei Ford ist es auch nicht nötig. Meinen Taunus 17M von 1963 fahre ich seit ich ihn habe (seit 6 Jahren) mit normalem Super ohne Bleizusatz und es sind keinerlei Auffälligkeiten zu spüren oder zu hören. Der Vorbesitzer hatte es auch schon so gemacht. Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass das Zeug eigentlich nur dem Hersteller was bringt. Schaden kann es aber auch nicht.
Was das E10 betrifft, liegt doch die eigentliche Gefahr in der höheren Aggressivität gegenüber Metallen, nicht Gummiteilen. Daher tanke ich es grundsätzlich nicht bei Autos mit Blechtank.

Gruß Philip

Old Rusty
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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#8 Beitrag von Old Rusty »

Philip,

die Oldtimer-Markt hat mal berichtet, dass es Autos der o. g. Hersteller gibt, wo sich wegen nicht gehärteten Ventilsitzringen die Ventile in den Sitz einhämmern und damit das Ventilspiel immer weniger wird. Das merkt man aber, wenn man jedes Jahr mal nachprüft.

Und was E10 betrifft, so hat das Zeug gar nicht schlechte Noten bekommen, weil wegen dem Alkoholgehalt sich kein Kondenswasser mehr im Tank absetzt. Dass das Zeug Metall angreifen soll, ist mir zugegebenermaßen neu. Ich werde mal im Frühjahr mit dem Endoskop in diverse Tanks reingucken.

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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#9 Beitrag von spf2000 »

Old Rusty hat geschrieben:Und was E10 betrifft, so hat das Zeug gar nicht schlechte Noten bekommen, weil wegen dem Alkoholgehalt sich kein Kondenswasser mehr im Tank absetzt.
Außerdem heißt E10 "bis zu 10%", es kann also sein, daß gar kein "Bio"-Sprit drin ist, vor allem wenn er teurer ist als das Zeug aus dem Boden Abu Dhabis.
Es grüßt: Sylvain
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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#10 Beitrag von Philip »

Old Rusty hat geschrieben: die Oldtimer-Markt hat mal berichtet, dass es Autos der o. g. Hersteller gibt, wo sich wegen nicht gehärteten Ventilsitzringen die Ventile in den Sitz einhämmern und damit das Ventilspiel immer weniger wird. Das merkt man aber, wenn man jedes Jahr mal nachprüft.
Ja, diese Geschichte kenne ich natürlich auch. Dem entgegen steht wiederum die Geschichte mit den Bleiablagerungen an den Ventilsitzen aus der Zeit des verbleiten Benzins, die angeblich einen langanhaltenden und zuverlässigen Schutz vor dem Einarbeiten der Ventile bieten soll…
Fakt ist, dass ich niemanden mit irgendeinem Automodell der 50er bis 70er Jahre kenne, der in der mittlerweile über 20jährigen "Testphase" seit Verbot des verbleiten Benzins schon mal einen Motorschaden hatte, weil er das Zeug nicht verwendet hat.

Dagegen sind die möglichen chemischen Reaktionen bei ethanolhaltigen Kraftstoffen definitiv bekannt.
Old Rusty hat geschrieben: Und was E10 betrifft, so hat das Zeug gar nicht schlechte Noten bekommen, weil wegen dem Alkoholgehalt sich kein Kondenswasser mehr im Tank absetzt. Dass das Zeug Metall angreifen soll, ist mir zugegebenermaßen neu. Ich werde mal im Frühjahr mit dem Endoskop in diverse Tanks reingucken.
Richtig, Ethanol wirkt hygroskopisch. Das ist jedoch in diesem Fall eher negativ, denn bei längeren Standzeiten, die bei Oldtimern ja nicht ungewöhnlich sind, kann sich Ethanol-Wasser-Gemisch sehr wohl am Boden des Tanks sammeln und dort für Rostbefall sorgen. Das eigentliche Problem ist nämlich die geringere Haltbarkeit von ethanolhaltigem Benzin, die durch Sauerstoffzufuhr oder besagte Wasserbindung noch deutlich beschleunigt wird. Bei der Zersetzungsreaktion entstehen aggressive Säuren, die Metalle angreifen (je nach Oberflächenbeschaffenheit des Tankinneren mehr oder weniger stark). Wer schon mal in den Blechtank eines jahrelang abgestellten Autos geguckt (oder gerochen!) hat, dem dürfte dieser Effekt vielleicht bekannt sein. Bei Sprit ohne Ethanol gibt es dieses Schlechtwerden bzw. "Umkippen" auch, nur dauert es wesentlich länger.

Über diese Zusammenhänge habe ich mich übrigens von den Fachleuten eines Betriebes aufklären lassen, der sich auf Tank- und Kühlerinstandsetzung von Oldtimern spezialisiert hat. Dort hatte ich mich vor Jahren mal wegen einer Tanksanierung erkundigt.

Gruß Philip

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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#11 Beitrag von Old Rusty »

Hmm, klingt ja schon gefährlich. Seit Jahren kippe ich im Herbst in meine Oldtimer immer die nötige Dosis Benzinstabilsator von Liqui Moly in den Tank. Und die Einspritzmotore kriegen zusätzlich zwei bis drei Schnapsgläser Castrol Zweitaktöl dazu. Aber ich werde wirklich mal im Frühjahr die Tanks endoskopieren.

Ich habe in 1997 einen Audi 100 aus den USA mit nach Hause gebracht, der drüben fünf Jahre in einer Werkstatt gestanden hatte. Trotz aller Unkerei ist er mit dem uralten Sprit ohne große Zicken angesprungen und gelaufen, auch wenn das Abgas ziemlich gestunken hat. Hier drüben habe ich den alten Sprit abgelassen und dann mit neuem gemischt über ein paar Jahre im Mähtraktor verarbeitet.

MfG Joerg
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Re: Bleizusatz, oder nicht ?

#12 Beitrag von Philip »

Old Rusty hat geschrieben:Hmm, klingt ja schon gefährlich.
Naja, ich habe ja nicht behauptet, dass es passieren muss, aber es kann passieren. Und das mit dem Stabilisator kann sicher nichts schaden, obgleich ich das noch nie verwendet habe.
Old Rusty hat geschrieben:Ich habe in 1997 einen Audi 100 aus den USA mit nach Hause gebracht, der drüben fünf Jahre in einer Werkstatt gestanden hatte. Trotz aller Unkerei ist er mit dem uralten Sprit ohne große Zicken angesprungen und gelaufen, auch wenn das Abgas ziemlich gestunken hat.
Wie gesagt, es muss nicht immer so sein. Beispiele aus meiner Erfahrung:
2006 habe ich meinen BMW 02 gekauft, der fast 16 Jahre abgemeldet in der Garage gestanden hatte. Da war nicht nur der Tank von innen blitzeblank, da war auch der Sprit noch einwandfrei in Ordnung (Farbe, Geruch, Zündfähigkeit). Das dürfte mit ziemlicher Sicherheit noch Bleibenzin gewesen sein.
2003 habe ich einen 73er Audi 100 LS zum Schlachten gekauft, der erst seit 1998 gestanden hatte. Er lief noch, aber sehr schlecht, und er stank dabei bestialisch. Ein paar Wochen später sprang er schon nicht mehr an, nach Leeren des Vergasers und mit externer Spritversorgung aber wieder ganz normal. Den (dummerweise fast vollen) Tank habe ich dann beim Schlachten ausgepumpt. Das Benzin stank widerlich und hatte eine honigbraune Farbe, der Tank war innen von oben bis unten verrostet. Obwohl er von außen noch richtig gut aussah, habe ich ihn entsorgt und mit dem Stinkbenzin hab ich jahrelang Teile saubergemacht.
Es kommt auf verschiedene Kriterien an: ob der Tank innen sauber ist oder schon Rostansätze hat, in was für einer Umgebung (Luftfeuchtigkeit) das Auto steht, wie dicht bzw. wie gut belüftet der Tank ist und natürlich welcher Sprit zuletzt getankt wurde.

Gruß Philip

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