Den Heizungswärmetauscher (HWT) mit der Teilenummer 443.819.030, rechts, mit Dichtungsgummis hatte ich bereits 2012 direkt bei Audi für knapp 100 Euro gekauft und mich aktuell nach Ersatz für den Hauptwasserkühler (HWK) umgesehen. Bei Audi gibt es den Kühler nur bei der Tradition für 358 Euro, www-Teilehändler bieten zur Teilenummer 443.121.253.B diverse Kühler von teilweise unter 40 bis über 200 Euro an. Ich habe mich für einen Kühler von Behr-Hella für gut 70 Euro entschieden: Namhafter Erstausrüster und günstiger Preis in attraktiver Einheit, dachte ich. Doch gleich nach dem Auspacken musste ich feststellen, dass auf der Oberseite zwei Butzen zur Befestigung des Lüfterrahmens fehlen:
Das hätte ich noch mit Muttern retten können, doch es kam noch schlimmer. Hier ist übrigens ein Grund für den günstigen Preis:
Jetzt ging's erstmal an den Ausbau. Die M6-Schrauben und Muttern an den beiden oberen Gummimetalllagern erreicht man teilweise nur mit einem Maulschlüssel. Nach dem Öffnen aller Schläuche (bei dem relativ viel Wasser neben die Auffangwanne lief) löste ich die Stecker am Temperatursensor für den Lüfter:
Der Sensor hat eine Schlüsselweite von 29 mm! Sowas ist in keinem normalen (DIN-)Sortiment, bei mir auch nicht. Lösen konnte ich die Schraube mit einem 30-er-Ringschlüssel, der ein abgerundetes 12-Kant-Innenprofil hat. Damit konnte ich bei dem alten Sensor mit seinem scharfkantigen Sechskant sauber an den Flanken angreifen. Der neue Sensor - ebenso mit SW29 - hatte relativ sanfte Verrundungen, deshalb habe ich hier mit einer passend eingestellten KNIPEX-Cobra-WaPuZa handfest angezogen. Henry passte auf, ob ich alles richtig mache...
Hier mal ein Vergleich der beiden Kühler mit den schon o. g. Fehlern:
Doch auch auf der Unterseite fehlte die Aufnahme für das äußere Gummimetalllager - so nicht, liebe Global Sourcer!
Also: Finger weg vom Hella 8MK376715001! Damit war dieses Teil ein Fall für die Retoure. Da ich keine Lust auf weitere Lotteriespiele hatte, bestellte ich den Kühler dann bei Audi Tradition! In der Zwischenzeit machte ich mich an den Heizungswärmetauscher, den man auch von innen erreichen muss. Dazu entfernte ich die Ablagefächer unter dem Armaturenbrett und die Mittelkonsole:
Die Bedieneinheit löst man mit zwei Kreuzschlitzschrauben und kann sie hoffentlich am Stück mit der Heizung demontieren, falls noch niemand am Kabelbaum 'rumgefummelt hat und dadurch Schleifen mit den Bowden-Zügen der Heizung gebunden hat:
Spät geworden...
Das Heizungsgehäuse ist mit einem stählernen Fangband in der Karosserie verspannt. Zum Ausbauen der Heizung hätte ich gleich zu Beginn das markierte Zündungsgerät abschrauben sollen. Dazu muss man nur zweimal zwei Schrauben lösen und kann die beiden Einheiten am Kabel weglegen. Den gewonnenen Platz habe ich mir erst zum Wiederaufsetzen der Schläuche gegönnt - besser schon vorher machen!
Da sind die beiden Wasseranschlüsse:
Mittlerweile hatte ich meinen HWK abgeholt: Alles dran - die beiden oberen Ösen...
... die untere Außenaufnahme...
... hier beide mit Lagerung:
Mit Andreas' Hilfe ist der Ausbau der Heizung geglückt und ein riesiges Loch gähnte im Wasserkasten in Richtung Innenraum:
Kurzer Einschub: Eigentlich wollte ich bei der Aktion nebenbei auch noch das Armaturenbrett tauschen. Ich hatte mir vor sechs (!) Jahren ein blaues von Andi T. besorgt und lange reifen lassen... Nach Reinigung und im Tageslicht betrachtet, musste ich aber erkennen, dass:
1. das Ersatzteil zwar besser, aber nicht wirklich astrein ist,
2. das Ersatzteil ein etwas dunkleres Blau hat als das originale und der Rest des Interieurs (azur/baltic) und
3. das vorhandene AB auf beinahe voller Breite mit dem Scheibenkleber verbunden ist - Carglass repariert...
Summa summarum hätte sich der Aufwand nicht gerechnet, inkl. des Risikos eines Scheibenrisses, also blieb die alte "Schalttafel" drin!
Zurück zur Heizung: Den parallelogrammförmigen Ausschnitt des HWT um die Anschlüsse musste ich mit einem Messer freischneiden:
Aus Neugier und zum Reinigen habe ich mal diesen Einsatz an der linke Seite über dem Lüfter herausgenommen. Das scheint ein Vorwiderstand zu sein?
Hier ist die Bedieneinheit:
Zum besseren Ablegen auf die linke Seite nahm ich den Stecker des Lüftermotors ab. Oben rechts davon habe ich die eine Schraube markiert, die die beiden Heizungshälften von der linken Seite aus fixiert:
Im Reparaturleitfaden (Audi 100/77, von Andreas geliehen) sind diese und die beiden Schrauben auf der rechten Seite markiert (die zehn Halteklammern "sieht" man auch so). Für die hintere der beiden rechten Schrauben (wieder Kreuzschlitz PH2) braucht man eine relativ lange Klinge von etwa 150 mm, da sie in einer engen Vertiefung sitzt. Da ich keinen passenden Schraubendreher hatte, musste ich mir mit einer magnetischen, weil schlanken, Bithalterverlängerung helfen.
Endlich hatte ich alles zerlegt. Die beiden Gehäusehälften sind ein Meisterwerk kunststoffgerechter Konstruktion und Gießereitechnik:
Den vergammelten HWT kann man deutlich erkennen - höchste Zeit:
Zur Abwechslung (auch für Euch) habe ich mit dem HWK weitergemacht. Unten erkennt man die beiden Aufnahmen für die Gummimetalllager:
Hier ist der Kühler schon drin (ging relativ geschmeidig) und es folgten die Verschraubungen unten rechts mit dem Lüfterrahmen, der unteren Luftführung (hier schon etwas ausgerissen) und dem inneren Auflager. Die Mini-Bit-Ratsche von Wera ist auch hier ein wunderbares Werkzeug! Im blauen Kreis sieht man den neuen T-Sensor für die Lüfter-Regelung:
Ganz ähnlich geht es auf der linken Seite weiter:
Das sieht doch schon ganz gut aus:
Die beiden "grünen" Schläuche gab's neu, den oberen 35-er zum Zylinderkopf musste ich übernehmen (der sah aber auch noch sehr geschmeidig aus):
Den Ausgleichsbehälter habe ich übrigens über Stunden zunächst mit Essig/Wasser und dann noch mit Gebissreiniger (Kukident) behandelt. Bis auf besonders verwinkelte Ecken wurde er dadurch auch von innen schön sauber:
In Andreas' RLF fand ich beim Stöbern in den umfangreichen Ergänzungsblättern eine Aktualisierung für das Einstellwerkzeug 2076 (als "Technisches Merkblatt Nr. 77"), das die Lüfterklappen in der Heizung führt:
Diese sind im zerlegten Zustand nur in einer Hälfte fixiert und müssen beim Zusammensetzen wieder in das jeweils gegenüberliegende Loch eingefädelt werden. Vier Stück! Fast gleichzeitig! Ein schwieriges Unterfangen, für das Andreas schon einmal drei Stunden benötigt hat. Es wusste nämlich nichts von seinem Schatz in dem Blätterwust und hat es ohne diese Schablone versucht. Ich musste die Skizze zur Änderungsanleitung auch erstmal auf Originalgröße skalieren, ausdrucken, auf stabilem Karton kleben und ausschneiden:
Tatsächlich störten bei den ersten Versuchen die gestrichelt umfassten Fahnen mehr als dass sie nutzten und ich schnitt sie ebenfalls ab:
Das Technische Merkblatt bzw. die von mir auf 1:1 skalierte Version kann man hier bestimmt als pdf oder doc zum Download und Nachbau ablegen.
Den Einsatz des Werkzeugs 2076 sieht man oben im RLF bei der Markierung der drei Verschraubungen der Heizungshälften auf Abb. 5 (bei mir blieben die beiden linken Klappen in der oberen Hälfte). Nach etwa einer viertel Stunde hatte ich alles zusammen, setzte Klammern und Schrauben wieder an/ein und füllte nun den Anschlussdurchtritt des HWT mit Sikaflex-221, einer dauerelastischen Dichtungsmasse, aus:
Über Nacht ließ ich das Zeug grifffest abbinden:
Jetzt ist alles komplett:
Im Wasserkasten habe ich die neue Schaumgummidichtung angebracht:
Bei der Gelegenheit habe ich auch mal die Batterie entfernt und alles gesäubert und eingewachst:
Auch die Heizung bekam eine neue Dichtung zum Armaturenbrett:
Der Einbau ging etwas besser als der Ausbau, nur das Einfädeln der Bedieneinheit war wieder sehr knifflig. Für das Aufstecken des ersten Wasseranschlussschlauchs habe ich extrem lange gebraucht. Wie oben erwähnt habe ich dafür dann auch die TSZ-Einheit abgeschraubt. Mit reichlich Spüli an der Schlauchinnenseite und sanfter Gewalt ging es dann eigentlich ganz einfach... Beim zweiten Anschluss flutschte es dann schon besser.
Meinen Zündschlüssel hatte ich mir gleich zu Beginn mit einem Hinweis zum fehlenden Kühlwasser beklebt, um keine Dummheit zu begehen! Jetzt aber hieß es: Wasser Marsch!
Am Tag vor der o. g. Ausfahrt konnte ich dann um 15 Uhr den Motor starten, warten bis der Lüfter anlief, abstellen und den Behälterdeckel öffnen. Dass alles funktionierte und dicht blieb, war ein erhebendes Gefühl! Anschließend ging es auf eine kleine Probefahrt mit frischen Kühlern und frischem Kühlmittel. Am Waschplatz musste ich dann noch ein wenig von dem blauen Kühlmittelzusatz auffüllen. Schließlich montierte ich auch noch die berüchtigte Pappe wieder an ihren Platz und war fertig!
So konnte ich tatsächlich am Sonntag an der Ausfahrt durch den Odenwald teilnehmen. Andreas war mit seinem quattro dabei, weitere Audis waren nur noch zwei Audi Cabrios aus den 90-ern. Das restliche Feld glänzte durch eine bunte Mischung:
