Nachdem ich an anderer Stelle schon den ein oder alle ermüdet habe, bin ich nun gewillt, Euch vollends das
alte Jahr mit einer weiteren Langweilgeschichte zu vermiesen.
Ich will Euch eine wahre Geschichte erzählen, die schon wieder von Freundschaft und Verbundenheit erzählt.
Die uns zeigt, wie einfach es doch ist, wenn man jemanden unterstützen und helfen will. Es tut auch gar nicht weh,
es bedarf nur seinen alten und zuweilen müden Kadaver vom Sofa zu bewegen und ein wenig zu helfen.
Eine Story zum Nach- und Weiterdenken.
Ich möchte noch eines vorweg schicken. Und das ganz ernsthaft: ich bin mit niemanden aus dem gleich genannten Personenkreis
verwandt / verschwägert oder sonst irgendwie auf der Gehaltsliste, erhalte nirgends Zuwendungen in Form von
Geld oder ähnlichen Tantiemen, ich bin lediglich befreundet.
Keine Schleichwerbung oder ähnliches.

Also es war so: der Mann der Berge, Erstazteilberge aus Seifhennersdorf, schrieb mich am 01.10. dieses Jahres an.
"Jeschi" sagt er. "Du alter Wessi. Jeschi sag mal, wann fährst Du wieder nach Hamburg?"
Im Grunde genommen gar nicht aber was hast Du denn für ein Problem?, entgegnete ich. Der Jörg hatte einen Frontspoiler
vom 200 er gekauft. Dieser musste inspiziert und abgeholt werden.
Ich fragte die notwendigen Daten ab und nahm Kontakt mit dem Verkäufer auf. Dieser entpuppte sich als Gerd Walter,
Clubkollege aus dem ACCD. Er richtet in Hamburg auch immer das Treffen auf der Oldtimer Tankstelle aus.
Ich schaue also, was der Gerd noch im Angebot hat. Es steht noch eine Coupe Innenausstattung vom
1971 Modell zur Disposition.
Hhhhhhhmmmmm entweicht es mir. Die Katze schaut verstört, weil ich auf der Philosophenbank
in meinem Garten komische Brummgeräusche von mir gebe.
Da rufe ich mal den Peter an, denke ich so laut.
Meine Frau fragt "Was ist los?" Ich musste direkt etwas lachen, weil die Situation unfreiwillig einer
Loriot Inszenierung glich. "Ja, ja....schon gut!" sagte ich zu Ihr und begann zu telefonieren.
Telefonierte mit Peter Müller aus Hüttenberg. Dem ein oder anderen vielleicht ein Begriff in der Szene,
ein Mensch der sich profimäßig um den Erhalt der C1 Coupe kümmert.
Peter wie gehts?....ja .... nee.....jooo....Peter: hier in Hamburg steht ne Coupe Ausstattung von '71.
Haben wollen? Kostet x/y..." "Wenn Gut bring mit"
Aufgelegt. Neu gewählt. Gerd dran: "Bla bla....komm vorbei!" Er ist und bleibt ein Bengel nach meinem Gusto
2 Tage später, am 03.10. also den Bus von der Frau entführt und auf nach Hamburg.
Ich beim Gerd. Coupeausstattung vom Dachboden gerömert. Rinn in den Bulli, Spoiler für Jörg eingeladen. Deckel zu. Kohlen raus und rüber gerollt.





Kommen wir beide ins sinnieren.
Der Gerd erzählt von einem Lager nur unweit vom jetzigen Standort entfernt. Da sollen gar ganz viele Teile liegen. Ob ich einen Tipp hätte.
Der Besitzer der Teile ist in einem Alter, wo er sicherlich nicht mehr alles selbst verarbeiten kann. Außerdem soll die Fläche geräumt werden.
Kurzentschlossen machen wir uns am Weg und schauen uns die ganze Sache mal an.
Was ich dann zu sehen bekam, haut den stärksten Audianer vom Ring..... B R U T A L.... mehr kann ich kaum sagen.
Der Wahnsinn. Hauben, Kotflügel, Türen, Deckel, Motoren, AGA usw usw...alles in rauen Mengen vorhanden.





Wir sprechen. Nur mühsam bekomme ich wieder Luft nachdem ich eine geschlagene halbe Stunde mit nasser Hose ausharren musste....
Ich frage mal vorsichtig was angedacht ist. Alles weg, dazu gehören auch 3 teilweise geschlachtete Audi 200 Typ 43.
Wenn möglichst alles am Stück. Sonst macht es keinen Sinnen.
Bei den Mengen an Material müssen hier Profis ran, so gleich mein erster Eindruck.
Da mal am Wochenende für 2-3 Stunden was raus schleppen bringt den Mann nicht weiter.
Wir fahren weg, ich lade den Gerd zu Hause wieder aus.
Wir trennen uns und ich verspreche mir was zu überlegen. Der Gerd blinzelt mir zu als wollte er hämisch zu mir sagen
"Ja, ja....Du überlegst Dir was Du Spacken....!"
Auf dem Weg nach Hause dreht es sich in mir.... ich muss mal den Klaus aus Österreich anrufen, denke ich.
Klaus ist der Draxelbauer Klaus, auch bekannt als Audi Klaus.
Ich habe Klaus vor 3 Jahren kennen gelernt als er mir mit wirklich günstigen Teilen beim Aufbau des Zobelbraunen
80er Quattro geholfen hat. Die Preise die er für die Teile verlangt hat, sind mehr als human.
Er sieht etwas .... ja wie soll ich es sagen.... verschroben aus. Mit merkwürdiger Frisur, Tätowiert, einem,
dem man im Dunkel nur in der Überzahl begegnen will.
Als ich ihn das erste mal in Österreich auf der Quattrolegende die Peter Reischl ausrichtet, begegnet bin,
wurde ich aber eines besseren belehrt. Ein "Macker" nach meinem Gusto. Einer der rein passt. Der anpackt
und sich dreckig macht. Das gefiel mir gut. Sehr gut sogar.
Der Klaus hatte auch schon arg Pech im Leben. Kaum hat er sich selbstständig gemacht
gab es einen Unfall, der ihn für Wochen ans Krankenhaus Bett gefesselt hat.
Das hat mich sehr getroffen, weil der Klaus ist einer von den Guten. Der hatte so etwas nicht verdient.
Gerade erst selbstständig und dann das. Ohne ordentliche Krankenversicherung, ohne Einkommen.
Und da zeigte sich etwas in Österreich, wo wir Deutschen uns eine ganz große Scheibe abschneiden
können: der Peter Reischl, der der immer die Quattrolegende ausrichtet, hat einen Aufruf gestartet zu
Spenden. Spenden für Klaus Draxelbauer. Als der Aufruf über Facebook kam habe auch ich eine
Kleinigkeit dazu beigetragen. Das hat mich sehr bewegt. Ich wüsste nicht wann es so etwas bei uns mal gegeben hätte.
Jedenfalls ist Klaus wieder fast der Alte und dealt mit Teilen aus dem Alt - Audi - Regal.
So schrieb ich am 05.10. den Audi - Klaus aus Österreich an. Am Abend telefonierten wir.
Klaus sprach mit dem Eigentümer und machte den Deal perfekt, einschl. schriftlichen Vertrag.
Auf die Frage von Klaus "Ingo: sind die Ersatzteile x / y Wert?" Antwortete ich "Klaaaa!"
Gleich nachdem ich aufgelegt hatte beschlich mich ein Gefühl....kein Gutes .....
Rund einen Monat später besorgte ich Hotelzimmer für Klaus und seine Helfer, Kartons,
Paletten und einen kleinen Radlader zum verladen.
Am 19.11.2018 war es dann soweit. Abends landeten Klaus mit Gefolge in Hamburg.
In der darauffolgenden Nacht fand ich kaum Ruhe. Was wenn der Klaus jetzt die Teile für
nicht so gut wie ich erachtete.
Was wenn er sagt "Ingo: was ist das für nen Müll hier!" Schweißgebadet wache ich auf.
Ich kann das denken nicht unterbinden.
Der Klaus hatte alles vorbereitet, LKW besorgt....das kostet ja alles ein wahnsinniges Geld...
Die beste aller Ehefrauen wird wach. Zischelt "Was ist denn immer..."
ich berichte kurz was mich bedrückt. "Wenn Du das für gut befunden hast, dann wirds auch gut sein. Kenne
niemanden der so pingelig ist wie Du....jetzt geb a ruh!"
Mäßig beruhigt wiege ich im Leichtschlaf dahin.
Am Dienstag den 20.11. sieht Klaus das erste mal das Altblech mit eigenen Augen. Ich mache mich um 11 Uhr
auf den Weg nach Hamburg. Habe eine Brotzeit mit, die meine Frau eigenhändig zubereitet hat.


Um 11:20 Uhr halte ich es nicht mehr aus. Schreibe per whatsapp Andreas Wenzel, der als Helfer aus
Österreich mitgekommen und selber selbstständig mit Teileversorgung ist, wie es ausschaut.
"Hoffe es ist alles so, wie Ihr Euch es vorgestellt habt?"
Die Antwort lässt nur eine Minute auf sich warten. Mir kommt es wie eine halbe Stunde vor.
Die Erlösung
"Alles perfekt" steht da.
Ich schnaufe durch und fühle mich plötzlich wahnsinnig befreit. Meine Frau hatte wie immer recht und
die Sorgen der Nacht völlig unbegründet.
Was soll ich noch viel erzählen. Ich lasse mal Bilder sprechen.

Eine starke Truppe!






Große Freude beim Klaus (er kann es nur nicht so zeigen....links der Gerd Walter, der alles ins rollen brachte). Nach 2 Jahren konnte ich den Spoilersatz
endlich übergeben. Den hatte ich 2016 für Klaus gekauft und seit dem immer bei mir in der Halle eingelagert hatte.
Was lange dauert wird auch mal fertig oder wie heißt das Sprichwort ?

Am Donnerstag ging es für die Vier dann wieder nach Hause. Man hatte fast 9 to Ersatzteile verladen und es nicht mal alles abgeräumt worden.
Im Frühjahr wird der Rest geholt und dann bin ich gerne wieder behilflich.
Wisst Ihr, im vergangenen Sommer bin ich mit meinem Quattro in Österreich gestrandet. Menschen wie Klaus und Andreas haben wir geholfen,
den Schlitten wieder flott zumachen. Viele andere haben ebenfalls einen Teil dazu beigetragen. Niemand hat nach Uhrzeit oder Aufwand gefragt.
Das ist dort schon eine ganz besondere Audi Gemeinschaft.
Zu Hause bei Freunden kann man vielleicht sagen. Wer mag und Facebook hat kann hier gerne mehr dazu lesen
https://www.facebook.com/10000836475191 ... 050183500/
Hier hatte ich jetzt die Möglichkeit, mit nur ganz minimalistischen Aufwand viel zurück zugeben.
Der Klaus schrieb mir zum Abschied auf dem Flughafen per whatsapp "1.000 Dank für alles! Ich weiß das wirklich zu schätzen!"
Kleiner Aufwand und große Freundschaften liegen manchmal so dicht zusammen, dass man diese fast übersieht.
Der Spoiler ist übrigens wohbehalten bei Jörg in Seifhennersdorf angekommen.
Die Coupe Ausstattung nehme ich in der 4. KW mit zum Peter Müller, von dort aus fahren wir gemeinsam
zum Treser - Winter - Treffen.
Von außerhalb betrachtet ergibt sich etwas verwirrendes, wenn man dabei war und ist, ist es einfach nur herrlich und schön ein kleines Rädchen in
einer großen Gemeinschaft zu sein.
Liebe Freunde ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel Erfolg für 2019!
Hol jo fuchtig leeve Lü!