Service Information Touristen-Fahrzeuge

Die Vorfahren unseres Typ 43

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Manuel
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Service Information Touristen-Fahrzeuge

#1 Beitrag von Manuel »

Hallo allerseits,

Kürzlich bin ich auf interessante Unterlagen gestossen. Ein 90-seitiger Reparaturleitfaden bzw. eine Service Informationen für Touristen-Fahrzeuge aus den USA und Kanada. Mit dabei ist ein Kundendienst-Rundschreiben und ein Serviceheft.

Bild

Dem betriebenen Aufwand nach, muss es doch des Öfteren vorgekommen sein, dass sich Kunden aus den USA oder Kanada ihre Autos direkt in Deutschland abgeholt haben. Weiss vielleicht jemand mehr dazu? Waren denn die technischen Unterschiede zu den Versionen für Europa so gross oder zahlreich?

Viele Grüsse
Manuel

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Michael
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Re: Service Information Touristen-Fahrzeuge

#2 Beitrag von Michael »

Das ist wirklich ein interessanter Fund, Manuel! Habe ich noch nie gesehen.

Dass die Kunden hier als Touristen bezeichnet werden, erscheint mir etwas seltsam, weil es ein wenig nach spontanem Souvenir-Kauf à la Kuckucksuhr klingt. Es wird sich eher um eine wohlgeplante Anschaffung mit vorangegangener Bestellung gehandelt haben, im Gegensatz zum Kauf eines üblicherweise gut ausgestattenen Autos, das der nordamerikanische Händler vorrätig hielt und quasi direkt mitgeben konnte. Der Umfang der "Laufkundschaft" schien jedoch groß genug gewesen zu sein, dass sich diese Dokumente lohnten, hilfreich waren sie sicherlich. Die Erkundung des Urlaubslandes machte mit dem neuen Auto bestimmt mehr Spaß als mit einem Leihwagen.

Mir bekannter sind hier stationierte Soldaten oder eingesetzte Arbeitnehmer, die sich am Ende ihrer Dienstzeit ihre mobile Wertarbeit mit in die Heimat nahmen. Andreas hat doch so einen 5000 S und kann sicher noch mehr beitragen?
Viele Grüße - Michael

"Im Auto wird nicht gegessen!" Mein Vater, ca. 1972

Audi 200 5E (437.212), 03/82, Meteor-met.
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Old Rusty
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Re: Service Information Touristen-Fahrzeuge

#3 Beitrag von Old Rusty »

Hallo,

mich wundert es ein bisschen, dass dieses Heft so unbekannt ist. Na ok, bei mir in der Nähe (Osthessen, Fulda-Gap) war bis 1993 eine amerkanische Garnison stationiert, und daher gehörten Unterlagen über US-Autos in den 70ern zu jeder Tankstellenwerkstatt hier. Die Soldaten hatten recht spezielle grüne US-Kennzeichen an ihren Privatautos und wurden von der "Inspection" sehr wohlwollend "getüfft". Als Steppke habe ich einen 71er US-Audi mit E-Fenstern im Gedächtnis und hätte als Teenager liebend gerne einem Soldaten einen abgerockten 72er 100 LS abgekauft. Leider hat das Geld nicht gereicht.

Auffällig ist an den US-Versionen vom c1, dass man bis '74 praktisch mit jedem Baujahr mit erheblichem Aufwand Ansaugrohr, Kühlwasserführung und Vergaser geändert hat (Beispiele: Wasserpumpen mit nur 2 Anschlüssen, Vergaser mit el.Vorwärmung), um bei den steigenden Anforderungen an Abgasqualität trotzdem einigermaßen Laufkultur hinzukriegen. Was in der Broschüre leider gar nicht behandelt wird, sind die in den Baujahren 75 - 77 verbauten K-Jetronic Einspritzmotore YA bis YD. Dafür gibt es einen mehrseitigen, sehr detaillierten WHB-Nachtrag mit umfangreichen Informationen einschließlich Diagrammen für Druckprüfungen (Pumpe, KLR, Düsen).

Zu den "Touristenfahrzeugen" als solche: Ob das heute noch geht, weiß ich nicht, aber eine ganze Zeit lang konnte der Autokäufer in den USA sich seinen VW-Audi-Porsche Neuwagen auf Wunsch in D ausliefern lassen, hier in Europa rumbrettern, und dann wurde ihm das Auto fast gratis nach USA überführt. Habe selbst mal in Texas einen Herrn angesprochen, der Golf GTI mit WOB-Kennzeichen fuhr. Er gab an, dass er im Nachgang zu seiner grand Deutschland-Tour gerade sein frisch überführtes Auto im Hafen abgeholt habe. Wo er denn überall war, fragte ich: Nun denn: Autostadt, Hofbrauhaus, Neuschwanstein, Nurburgring, Reeperbahn. Der Rest vom Land ist wohl nicht so sehenswert, hatte ich den Eindruck.

Zum Thema "Urlaub in Germany mit dem Neuwagen" kann ich mir aber gut vorstellen, dass das nicht immer gut ausgegangen ist. Ich weiß von einem Fall, wo ein Amerikaner einen nagelneuen Porsche bei uns auf der A7 geschrottet hat, als er ihn von Ba-Wü nach Bremen überführen wollte. Keine gute Idee, so loszurasen, wenn man nur 55 mph gewöhnt ist. Und: Gerade in den 70ern ist es den Neuwagen sicher nicht gut bekommen, auf den Autobahnen gejagt zu werden, weil man das daheim ja nicht darf ...
Übrigens gibt es heute Reisebüros in den USA, wo der Kunde 2 Wochen "Autobahnrasen" in D buchen kann. Mit passendem Leih-Auto (R32, S6, M4, E63, ...) Vollkasko und Routenvorschlägen von Uckermark bis Altmühltal.

MfG Joerg
:?: Wenn Du es selbst instandgesetzt hast, weisst Du auch, wie lange es halten wird und warum es wieder kaputt gehen könnte :D

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Manuel
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Re: Service Information Touristen-Fahrzeuge

#4 Beitrag von Manuel »

Danke für eure Ausführungen! An die stationierten US-Truppen hatte ich gar nicht gedacht. Wenn hierzulande eine US-Version unterwegs war, waren es wohl zumeist tatsächlich Touristen oder Personen die mitsamt Auto umgezogen sind. Als Umzugsgut liess und lässt sich ein nie offiziell in dieser Form importiertes Fahrzeug relativ problemlos zulassen. Ansonsten war und ist das eine ziemlich aufwändige und vor allem kostspielige Angelegenheit.

Viele Grüsse
Manuel

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