C4 Getriebeölwechsel

Ob B1, B2, C4 oder D11: hier gehört es hin.

Moderatoren: Gunther, 5E-Thomas

Antworten
Nachricht
Autor
Old Rusty
Vertriebsmanager
Vertriebsmanager
Beiträge: 1107
Registriert: 13 Jan 2016, 22:01

C4 Getriebeölwechsel

#1 Beitrag von Old Rusty »

Hallo zusammen,

wer kennt noch Petterson und Findus mit der Geschichte vom Schlüssel vom Tischlerschuppen? Eine Baustelle zieht die nächste nach sich - und am Ende wird alles gut. Der Reihe nach:
1. Nach 28 Jahren sehen die Spritleitungen unter dem Auto nicht mehr soo toll aus, und der TÜV ist fällig. Also erneuern und auf Polyamid von moderneren Autos umbauen ist angesagt.
2. Um da vernünftig dran zu kommen, muss zuerst der Auspuff ab Krümmer ab. Komischerweise klappt das ohne Bruch (war mal Kupferpaste an den Bolzen!), nur vom rechten Kat zerbröselt das Aufhängegummi unter dem Getriebe. Gibt es aber noch neu.
3. Jetzt muss der Hitzschutz über dem Auspuff ab. Geht auch gut, aber die Schräubchen sind müllreif und das große Blech ist von oben leicht rostig. Macht Spass, bei dem jetzigen Wetter mit der Flex abbürsten und dann Fertan-Behandlung. Aber was solls, muss sein.
4. Endlich kann man die Leitungen abbauen. Geht auch ohne Kollateralschäden, aber da, wo sie vorn nach oben geführt sind, kann man nur gescheit sauber machen, wenn die Getriebeabstützung (Gummi/Metall-Lager) weg ist.
5. Ach ja, das Ding sieht aber arg verknautscht aus. Nach gerade mal 312 tkm. Ok, 2x neu bestellen.
6. Und die Hitzschutzbleche für die inneren Antriebswellengelenke sind auch im Weg, wenn man etwas Flugrost an den Längsträgern über den Antriebswellen behandeln will. Also ab damit, 6 Inbusschrauben 8mm, kein Problem.
7. Und nun: Grinst einen die Getriebeöleinfüllschraube fröhlich an. Hat die mal jemand seit 1993 bewegt? Sieht nicht so aus. Womit wir endlich beim Eingangsthema wären!
8. Also kommt nun die gute 17er Hazet-Inbusnuss zum Einsatz. Die Einfüllschraube sitzt zwar ordentlich fest, aber mit gefühlten 70-80 Nm kommt sie dann doch lose.
9. Nun denken wir an die Ablasschraube. Diese sitzt hier (5 Gang Getriebe CDX) direkt an der Unterseite, gut erreichbar und nix ist im Weg. Da sie reichlich eingedreckt ist, machen wir erstmal schön sauber, damit der Inbus auch so gut wie möglich sitzt. Jetzt kommt einer der Tipps hier aus dem Forum zum Einsatz, den wir vor kurzem diskutiert haben: Ich baue mit großen Klötzen unter und stelle dann einen kleinen 2t-Hydraulikwagenheber drauf, und damit drück ich ganz sachte Knebel und Inbusnuss von unten in die Schraube, bis sich das Getriebe leicht anhebt. So muss ich nur noch am Knebel ziehen, bis sich die Ablassschraube löst und habe die Gefahr des Abrutschens minimiert. Geht echt gut, auch wenn sich zeigt, dass die Schraube ebenfalls sehr fest saß!
Das Ergebnis ist jedenfalls ein Pott arg dunkles, logischerweise uraltes Getriebeöl. Aber erfreulicherweise sehr wenig Schlamm bzw. gar keine Späne oder silbern glitzerndes Öl. Da habe ich schon andere Dinge gesehen! Und ein Kanister neues GL4/5 Hypoid 75W-90 steht auch schon bereit.

Nun gut, da ich unbedingt noch dieses Jahr zum TÜV will, ist erstmal Schluss und ab morgen wird wieder zusammengebaut! Ich verkneife mit weitere Operationen, auch wenn das Gummi einer Antriebswellenmanschette ein bisschen rissig aussieht. Nächstes Jahr bist du dran!
MfG Joerg
:?: Wenn Du es selbst instandgesetzt hast, weisst Du auch, wie lange es halten wird und warum es wieder kaputt gehen könnte :D

Audi 100 S 1970 ZX
Audi 100 GL 1972 ZJ
Audi 100 GL 1973 2T ZP
Audi 100 LS f.i. 1975 YB
Audi 200 5T 1981 WJ
VW T3 1990 NF

Benutzeravatar
220v
Seniorchef
Seniorchef
Beiträge: 4546
Registriert: 31 Jan 2009, 21:20
Wohnort: Region Hannover

Re: C4 Getriebeölwechsel

#2 Beitrag von 220v »

Moin!
Sehr schön geschrieben, mit dem "Rattenschwanz" der arbeiten :up: :D
Wurde das Getriebe auch mit dem neuen Öl gespült und falls vorhanden das Sieb gereinigt/gewechselt :?:
Diese Aktion steht gerade bei meinem 4,2 V8 FSI an :!:

Gruß Axel.

Old Rusty
Vertriebsmanager
Vertriebsmanager
Beiträge: 1107
Registriert: 13 Jan 2016, 22:01

Re: C4 Getriebeölwechsel

#3 Beitrag von Old Rusty »

Hallo,
wenn man mal so in ein paar alte Schaltgetriebe hinein geschaut hat, kennt man die Verschleiss-Stadien: Oft ist ein dünner, schwärzlicher Belag innen am Gehäuse, der harmlos ist, aber auch nur mit Bremsenreiniger und losbürsten rauszukriegen ist.
Die nächste Stufe ist silbrig glitzerndes Öl, da ist also Metallabrieb deutlich sichtbar. Und man hat i.d.R. dann auch Schlamm im Getriebesumpf, der sich im Prinzip schon rausspülen lässt, aber ohne Zerlegung hat man keinen Überblick, alles erwischt zu haben. Einmal Spülen schadet in diesem Fall nicht, ist jedenfalls gut fürs Gewissen.
Böse wird die Sache dann, wenn mehr oder weniger deutliche Späne zum Vorschein kommen, da kann man schon absehen, dass das Getriebe wohl nicht mehr lange laufen wird. Späne kann man am leichtesten rausspülen, aber wofür? Wenn ich Späne finde, dann will ich wissen, von welchem Bauteil sie kommen, also ist Zerlegen angesagt.

Etwas diffiziler sieht die Sache im Falle von Automatikgetrieben aus, und zwar für den Automatenteil. Fürs Diff gilt das oben Gesagte. Ich hatte schon ein paar VW/Audi, Borg-Warner und Jatco Automatiken auf dem Tisch. Auch solche, die von einem Profi (der damit inzwischen ordentlich reich geworden ist) gespült worden sind. Bei der (unvermeidlichen) Reparatur hat sich dann gezeigt, dass sehr wohl in den Ventilen und Kanälen der Steuerung alles recht sauber war. Aber da, wo es drauf an gekommen wäre, nämlich in den Kammern hinter den Kolben der Kupplungen und auch in den vielen verwinkelten Ecken des Gehäuses, da saß nach wie vor ordentlich Schlamm. Kein Wunder, so eine Kammer für z.B. die Vorwärtskupplung ist eine Sackgasse, wo nur eine Leitung hin führt. Die eben Druck anstehen lässt oder nicht. Das kann nicht ohne Zerlegung gereiningt werden! Und erst recht repariert sich durch Spülen bestimmt keine verschlissene Manschette oder ein gerissener Kolben (Jatco-typisch, der dritte Gang im 09A). Wenn also ein Automatikauto in einem Fahrbereich keinen Antrieb hat, oder nur schleicht, oder stark verzögert den Kraftschluss aufbaut, dann ist Spülen zu 99% keine Lösung. Vorausgesetzt natürlich, das Auto (und der ATF-Filter) wurden ordnungsgemäß gewartet.
Zu Deinen Fragen: Ich hatte keinen Anlass, zu spülen. Und einen Filter oder ein Sieb hat das Schaltgetriebe nicht. Hat ja auch keine Ölpumpe ...
Wonach man aber noch schauen muss, das ist der Magnet in der Ablassschraube. Der war hier zum Glück sehr sauber.
TBC!
MfG Joerg
:?: Wenn Du es selbst instandgesetzt hast, weisst Du auch, wie lange es halten wird und warum es wieder kaputt gehen könnte :D

Audi 100 S 1970 ZX
Audi 100 GL 1972 ZJ
Audi 100 GL 1973 2T ZP
Audi 100 LS f.i. 1975 YB
Audi 200 5T 1981 WJ
VW T3 1990 NF

Benutzeravatar
Hacki 200
Seniorchef
Seniorchef
Beiträge: 4675
Registriert: 26 Dez 2006, 21:36
Wohnort: Neuburg an der Donau

Re: C4 Getriebeölwechsel

#4 Beitrag von Hacki 200 »

Hallo Jörg,

wer kennt diese Situationen nicht, einmal von links nach rechts durcharbeiten :D
„Wenn ich doch schon einmal dabei bin…“
„Ach komm, das machst Du eben noch mit…“
„Ach nee, nicht das auch noch…“

Schöne Erzählung aus dem Werkstattalltag, Danke dafür :up:

Viele Grüße aus der Anstalt
Audi 200 Avant 5T Heliosblau EZ´82 "Jahrhundertprojekt"
Audi 200 5T Alpinweiss EZ´80 "Papamobil"
Audi 200 5T Heliosblau EZ´83 ex-Schweiz
Audi 5000 turbo Gobi EZ´83 ex-US
Audi 4000 S quattro Alpinweiss EZ´84 ex-US
Audi Cabrio Mingblau Perleffekt EZ´97 "Mamamobil"
Audi quattro Amazonasblau EZ´83 ex-US
Diverse Audi A2 Kugeln für die Mamas
MB 350SE W116 Byzanzgold EZ´73
VW Passat Variant GT Syncro Lhasa EZ´87

Benutzeravatar
220v
Seniorchef
Seniorchef
Beiträge: 4546
Registriert: 31 Jan 2009, 21:20
Wohnort: Region Hannover

Re: C4 Getriebeölwechsel

#5 Beitrag von 220v »

Old Rusty hat geschrieben: 09 Dez 2021, 22:41 Hallo,
wenn man mal so in ein paar alte Schaltgetriebe hinein geschaut hat, kennt man die Verschleiss-Stadien: Oft ist ein dünner, schwärzlicher Belag innen am Gehäuse, der harmlos ist, aber auch nur mit Bremsenreiniger und losbürsten rauszukriegen ist.
Die nächste Stufe ist silbrig glitzerndes Öl, da ist also Metallabrieb deutlich sichtbar. Und man hat i.d.R. dann auch Schlamm im Getriebesumpf, der sich im Prinzip schon rausspülen lässt, aber ohne Zerlegung hat man keinen Überblick, alles erwischt zu haben. Einmal Spülen schadet in diesem Fall nicht, ist jedenfalls gut fürs Gewissen.
Böse wird die Sache dann, wenn mehr oder weniger deutliche Späne zum Vorschein kommen, da kann man schon absehen, dass das Getriebe wohl nicht mehr lange laufen wird. Späne kann man am leichtesten rausspülen, aber wofür? Wenn ich Späne finde, dann will ich wissen, von welchem Bauteil sie kommen, also ist Zerlegen angesagt.

Etwas diffiziler sieht die Sache im Falle von Automatikgetrieben aus, und zwar für den Automatenteil. Fürs Diff gilt das oben Gesagte. Ich hatte schon ein paar VW/Audi, Borg-Warner und Jatco Automatiken auf dem Tisch. Auch solche, die von einem Profi (der damit inzwischen ordentlich reich geworden ist) gespült worden sind. Bei der (unvermeidlichen) Reparatur hat sich dann gezeigt, dass sehr wohl in den Ventilen und Kanälen der Steuerung alles recht sauber war. Aber da, wo es drauf an gekommen wäre, nämlich in den Kammern hinter den Kolben der Kupplungen und auch in den vielen verwinkelten Ecken des Gehäuses, da saß nach wie vor ordentlich Schlamm. Kein Wunder, so eine Kammer für z.B. die Vorwärtskupplung ist eine Sackgasse, wo nur eine Leitung hin führt. Die eben Druck anstehen lässt oder nicht. Das kann nicht ohne Zerlegung gereiningt werden! Und erst recht repariert sich durch Spülen bestimmt keine verschlissene Manschette oder ein gerissener Kolben (Jatco-typisch, der dritte Gang im 09A). Wenn also ein Automatikauto in einem Fahrbereich keinen Antrieb hat, oder nur schleicht, oder stark verzögert den Kraftschluss aufbaut, dann ist Spülen zu 99% keine Lösung. Vorausgesetzt natürlich, das Auto (und der ATF-Filter) wurden ordnungsgemäß gewartet.
Zu Deinen Fragen: Ich hatte keinen Anlass, zu spülen. Und einen Filter oder ein Sieb hat das Schaltgetriebe nicht. Hat ja auch keine Ölpumpe ...
Wonach man aber noch schauen muss, das ist der Magnet in der Ablassschraube. Der war hier zum Glück sehr sauber.
TBC!
MfG Joerg
Moin!
Ich war von einem Automatik Getriebe ausgegangen..... :oops:

Gruß Axel.

Benutzeravatar
Michael
Moderator
Moderator
Beiträge: 1733
Registriert: 02 Aug 2007, 23:51
Wohnort: 74177 Bad Friedrichshall

Re: C4 Getriebeölwechsel

#6 Beitrag von Michael »

Vielen Dank für Deinen Bericht, Jörg!

Wie so oft informativ und unterhaltsam. :)
Viele Grüße - Michael

"Im Auto wird nicht gegessen!" Mein Vater, ca. 1972

Audi 200 5E (437.212), 03/82, Meteor-met.
Fiat 130 Coupé (130.BC), 01/76, Blau-met.
Lancia Beta (828.CB0), 04/78, Rosso York
Toyota MR2 (W3), 05/02, Schwarz

Old Rusty
Vertriebsmanager
Vertriebsmanager
Beiträge: 1107
Registriert: 13 Jan 2016, 22:01

Re: C4 Getriebeölwechsel

#7 Beitrag von Old Rusty »

Hallo wieder mal,

meine Ausgangslage ist gerade so, dass ich hobbymäßig bisher fast nur Automatiken repariert habe und mich bei den Schaltgetrieben auf Pflege und Wartung beschränken konnte. Allerdings habe ich zwei Stück vom Audi 100 c1 liegen, wo ich mal ran müsste. Synchronisierungen verschlissen, wobei eines davon über 270tkm auf dem Buckel hat.

Wie geht die c4-Story weiter?

10. Das Neubefüllen des Getriebes ging ganz unspektakulär. Ablass- und Einfüllschraube ganz leicht mit Keramikpaste bestrichen, mit 25 Nm angezogen, und siehe da, alles ist dicht. Das Getriebe nimmt ja nur 2,25 l Öl. Nicht viel bei der Größe!
11. Der Blick fällt zufällig auf die Gummimanschette am Schaltgestänge unter dem Mitteltunnel. Ja, die ist in Fetzen. Wat nu? Natürlich EoE, und nach der Teilenummer kommen keine Treffer. Selbst der Händler in USA zuckt mit den Schultern und will nichts versprechen. Also gut, die hat nicht viel zu leisten und soll nur das Eindringen von Staub und Feuchtigkeit verhindern. Nach einiger Überlegung fällt die Wahl auf eine äußerst dekorative rote neumodische Antriebswellenmanschette aus Silikon mit den passenden Abmessungen. Na geht doch! Kann dann zum Glück keiner sehen über dem Abschirmblech.
12. Dann fällt das hintere Hitzeschutzblech über dem Handbremsausgleich ins Auge. Ein paar Rostpickel ... also ab damit, und siehe da, die Oberseite ist nur noch rostig! Damit wird gegen 20.00 Uhr die Drahtbürsten-Flex angestellt. Am Ende hat das mit Zinklack neu lackierte Blech einen Trockungstag im Heizkeller gewonnen.
13. So nebenbei werden die neuen Spritleitungen eingebaut. Die passenden Hydraulikfittings haben sich eingefunden, und es ist dicht. Gar nicht einfach, von einer gebördelten 8mm Stahlleitung in M14x1,5 auf Schneidringverschraubung Hydraulik Größe 8L zu kommen. Aber es geht, und die Hazet-Hydraulikschlüssel waren auch wieder mal im Einsatz.
14. So zum Feierabend gerät eher zufällig der Bremskraftregler an der Hinterachse ins Blickfeld. Ja, was ist denn das? Nicht nur, dass der Hebel fest ist: Das ganze Gehäuse fängt an zu zerbröseln! Irgend so eine Aluminiumlegierung ... da braucht es einen Neuen. Mal sehen, was sich da findet.

... und mal sehen, ob das Auto ("Winterauto") in diesem Jahr noch fährt ...

MfG Joerg
:?: Wenn Du es selbst instandgesetzt hast, weisst Du auch, wie lange es halten wird und warum es wieder kaputt gehen könnte :D

Audi 100 S 1970 ZX
Audi 100 GL 1972 ZJ
Audi 100 GL 1973 2T ZP
Audi 100 LS f.i. 1975 YB
Audi 200 5T 1981 WJ
VW T3 1990 NF

Antworten